Wer die PKV-Mitgliederzahlen aufmerksam verfolgt, hat in den letzten Jahren eine erstaunliche Veränderung erlebt. Noch bis zum Jahr 2010 stiegen die Zahlen der Vollversicherten jedes Jahr sukzessive an. In den letzten fünf Jahren hat sich dieser Trend umgekehrt. Zum Jahresende 2015 waren nur noch knapp 8,8 Millionen Menschen privat krankenversichert. Sollte diese Entwicklung weiter anhalten, steht die private Krankenversicherung unter Umständen bald vor gravierenden Problemen. Ein Ende der Entwicklung scheint im Augenblick nicht in Sicht, und durch die Zusatzversicherung allein lässt sich der Rückgang nicht auffangen.
Eine Finanzkrise mit vielen Auswirkungen
Schaut man sich die Zahlen in der PKV-Vollversicherung von 2005 bis 2010 an, fällt der schrittweise Anstieg auf. Während es 2005 noch knapp 8,5 Millionen Vollversicherte gab, zählte man im Jahr 2010 knapp neun Millionen Versicherte. Im Vergleich der letzten Jahre ist das gleichzeitig der Höchststand, der bis heute nicht mehr erreicht wurde. Überraschend ist diese Entwicklung nicht, denn in den Jahren 2008 bis 2010 litt Europa unter den Folgen der Finanzkrise. Zu diesem Zeitpunkt haben viele Menschen eine selbständige Beschäftigung aufgenommen, weil von ihrem Arbeitgeber die Kündigung drohte. Für Selbständige ist eine private Krankenversicherung häufig günstiger als die gesetzliche Krankenkasse. Gerade kurz nach einer Existenzgründung sind die Einnahmen oft noch sehr überschaubar. Vielleicht musste man sogar einen Gründerzuschuss beantragen, um die Arbeitslosigkeit zu beenden. Der Abschluss einer privaten Krankenversicherung ist dann oft der ideale Weg, um bezahlbar und vernünftig abgesichert zu sein. Doch seit 2010 hat man die Langfristfolgen der Finanzkrise weitgehend unter Kontrolle. Zu diesem Zeitpunkt kehrte sich der Trend um.
Die Folgen einer stabilen Konjunktur
In den letzten fünf Jahren zeigt sich der Arbeitsmarkt außerordentlich robust. Die Konjunktur befindet sich auf einem konstant hohen Niveau. Daraus ergeben sich unmittelbare Auswirkungen für die Zahl der Mitglieder in der privaten Krankenvollversicherung. Beispielsweise war eine verstärkte Abwanderung von Selbständigen aus der PKV in die GKV festzustellen. Sie war weniger einer massiven Unzufriedenheit mit den Leistungen der privaten Krankenversicherer geschuldet als vielmehr der Tatsache, dass Freiberufler und Gewerbetreibende in eine feste Anstellung gewechselt sind. Liegt der Verdienst dann unterhalb der Beitragsbemessungsgrenze, fallen die ehemals privat Versicherten in die gesetzliche Krankenversicherung zurück. Somit sinken zwangsläufig die Zahlen der privat Krankenvollversicherten. Ein weiterer Einflussfaktor ist die Anhebung der Beitragsbemessungsgrenze durch den Gesetzgeber. Wie sich die Beitragsbemessungsgrenze in den letzten Jahren entwickelt hat, erfährt man auf https://www.private-krankenversicherungen.net/beitragsbemessungsgrenze/
Steigende Versicherungspflichtgrenze senkt Zahlen
Der Gesetzgeber ist berechtigt, die Versicherungspflichtgrenze in der gesetzlichen Krankenversicherung Jahr für Jahr in Abhängigkeit von dem aktuellen Einkommensniveau anzupassen. Damit reduziert sich der Kreis derjenigen Versicherten, die Zutritt zur PKV erhalten. Mit der Versicherungspflichtgrenze beeinflusst der Gesetzgeber also unmittelbar die Zahl der Versicherten in der privaten Krankenversicherung. Will man sie und ihre Position stärken, senkt man die Versicherungspflichtgrenze und erhöht dadurch die Menge der Versicherten, die Zugang zur PKV haben. Bei einer Erhöhung der Versicherungspflichtgrenze wird der Kreis der Arbeitnehmer mit Zugangsberechtigung dagegen eingeschränkt. Letztlich haben alle Faktoren zur Reduzierung der Mitgliederzahlen in der privaten Krankenvollversicherung beigetragen. Es bleibt abzuwarten, wie sich dieser Trend weiter fortsetzt. Die private Krankenzusatzversicherung dürfte diesen Mitgliederschwund jedenfalls nach aktuellen Zahlen nicht ausgleichen können.
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