Birgits größter Wunsch war ein persischer Teppich. Er sollte im Wohnzimmer in der Mitte liegen, und von allen ihren Freunden bewundert werden. Birgit liebt das Außergewöhnliche. Ihre Wohnung ist ein wahrer Fundort, für alles, was man eigentlich nicht braucht, aber trotzdem sammelt. Ja, hier sieht man, wer unsere Vorfahren waren, Jäger und Sammler, und Birgit gehört offensichtlich zu der Kategorie Sammler. Es gab nichts, was nicht irgendwo seinen Platz in der Wohnung hatte. Da gab es Mitbringsel aus ihrem Urlaub auf Korsika, die standen in der Ecke mit dem treffenden Namen Mittelmeer, dort stand eine Dekoration aus Südafrika, natürlich zusammen mit einem sündhaft teuren Bild, was die Serengeti darstellt. Und alles zusammen sah aus wie in einem Basar. Doch ich überzeugte sie, dass der Teppich viel zu schade sei, da jedermann darüber laufen würde und nach kürzester Zeit würde er wie ein Wischlappen aussehen. Sie ließ sich jedoch nicht beirren und machte ihren ganzen Bekanntenkreis rebellisch. Als dann ihr Geburtstag nahte, war sie felsenfest davon überzeugt, dass alle geladenen Gäste Geld zusammen gelegt hatten, um ihr den Wunsch vom Teppich zu erfüllen. Vorher hatte sie extra ihren Chef um Korsika gebeten, damit sie alles für die Party einkaufen konnte. Da mussten die feinsten Delikatessen auf dem Tisch stehen, damit auch der letzte sieht, dass hier eine Dame mit ausgeerwähltem Geschmack wohnt. Ja. So war sie, die Birgit. Leider hat sie ihren Teppich nicht mehr sehen können, und auch der Geburtstag wurde nicht mehr gefeiert, weil einen Tag vorher sie einen Unfall hatte.